Der erste Urlaub mit Baby ist fast vorüber und ich kann sagen, dass ich es mir niemals so entspannt und schön vorgestellt hätte. Zu oft hörte ich den Satz „Urlaub mit Kind ist kein Urlaub, man ist einfach nur woanders.“ . Und so verkündete ich, als ich im 8. Monat schwanger mit meinem Mann zu unserem Babymoon aufbrach, dass ich jetzt in den letzten richtigen Urlaub für sehr lange Zeit fahren würde. Denn alles was danach käme, werde ja eh kein wirklicher Urlaub sein, zumindest laut unzähliger Bekannter und Freunde. Soviel sei schon mal verraten: Ich sollte eines besseren belehrt werden!
Die Überlegungen wohin und wie reisen mit dem neuen Familienmitglied beschäftigten meinen Mann und mich in einem nicht unerheblichen Ausmaß. Zu gern hätte ich einen Blogartikel gelesen, der Mut machte und mir frisch gebackenen Mami praktische Tipps für den ersten Urlaub mit Kind an die Hand gab. Diesen Artikel fand ich nur leider im sonst allumfassenden World Wide Web nicht. Und so entschloss ich mich, ihn nun selbst für alle interessierten Neu-Mamis und Papis zu schreiben.
Wir entschieden uns, nach einigem Hin und Her, ob fliegen oder fahren, für den Lago Maggiore in Oberitalien. Ein wunderschönes Fleckchen Erde. Sicher haben wir dieses Reiseziel vor allem aus praktischen Gründen und nicht nach unserer persönlichen Bucketlist ausgewählt: Eine nicht allzu lange Anfahrt und dennoch weit genug weg, um noch etwas den Sommer genießen zu können, während sich in Deutschland bereits der Herbst ankündigte. Wir buchten eine Ferienwohnung auf einem Campingplatz mit Pool, wunderschön gelegen in den Bergen des Piemont und dennoch in fußläufiger Erreichbarkeit zum Lago Maggiore, an dessen Strand wir des öfteren chillten. Zudem waren wir einige Male essen, haben zwei Ausflüge in andere Orte unternommen, ich schwamm jeden Tag im Pool und machte abends, wenn Babylein schlief, Sport und/oder Yoga. Sogar zwei von drei Büchern haben es geschafft, gelesen zu werden. Klingt alles andere als nach Alltag nur woanders, oder? Und wenn ich das hier berichte, dann keinesfalls um zu prahlen, was für ein pflegeleichtes Baby ich habe, das mir all das ermöglichte, sondern, um anderen Mamis und Papis Mut zu machen, die Elternzeit für eine erste gemeinsame Reise als Familie zu nutzen.
Sicher hängt der Erfolg dieses Urlaubs stark vom Temperament des Kleinen ab. Mit einem High-Need-Baby ist gar nichts entspannt, bestimmt erst recht kein Urlaub. Und vielleicht spielt auch das Alter des Kindes eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wir waren in Babys 10. und 11. Lebenswoche unterwegs. Ich denke frischgebackene Eltern sollten auf jeden Fall das Wochenbett abwarten, bevor es auf Tour geht. Dann hat man sich bereits ein wenig eingegrooved, ist schon insgesamt entspannter im Umgang mit dem Neuankömmling und Mami wieder fitter. Stellt euch dennoch so oder so darauf ein, einige Abstriche in Kauf nehmen zu müssen. Aber mein Fazit nach diesem Urlaub ist durchweg positiv. Eigentlich war es wie Urlaub ohne Baby nur eben mit Baby
Hier nun meine Top-10-Tipps für einen entspannten ersten Urlaub mit Baby:
1. Als Alleinerziehende holt euch auf jeden Fall eine*n Freund*in oder eure Mutter/Vater mit ins Boot anstatt allein mit Baby zu reisen.
2. Packt mehr Klamotten für das Baby ein als für euch und legt eine Wickelunterlage in den Autositz. Windeln halten nicht, was sie versprechen und nicht allzu selten landet das, was laut Werbeaussagen bekannter Windelhersteller von ebendiesen aufgesaugt werden sollte, im Baby-Body. Zudem empfehle ich, ein gutes Flecken- und Reisewaschmittel einzupacken.
3. Solltet ihr euch für eine längere Anreise mit dem Auto entscheiden, bucht euch ein Hotelzimmer für eine Nacht auf der Hälfte des Weges beziehungsweise plant mehrere Etappen ein. Ich empfand vier Stunden Fahrt pro Tag als ausreichend ;-), um entspannt unterwegs zu sein. Zur Ablenkung und Unterhaltung von Babylein während der langen Fahrt, hat mir übrigens ein Mobile, das man am Henkel der Babyschale befestigen kann, sehr geholfen (gibt’s beispielsweise in den beiden namenhaften Drogerieketten).
4. Allen stillenden Mamis empfehle ich, während der Fahrt eine Milchpumpe an der Frau zu haben. So könnt ihr während der Fahrt abpumpen und dann das Fläschchen geben und müsst zum Stillen nicht anhalten.
5. Plant für alles, was ihr vorhabt, viel Zeit und einen extra Puffer obendrauf ein. Mit Baby dauert alles gefühlt doppelt so lang und gleichsam verfliegt die Zeit doppelt so schnell.
6. Bucht euch eine Ferienwohnung oder ein großes Zimmer in einem All-Inclusive Hotel mit großzügigen Essenszeiten. Nichts ist stressiger, als mit Baby zu einer bestimmten Zeit zum Essen erscheinen zu müssen und ständig die Sorge im Hinterkopf zu haben, es zu verpassen und dann hungern zu müssen.
7. Plant so wenig Unternehmungen/Ausflüge, für die ihr zu einer bestimmten Zeit irgendwo sein müsst, wie möglich. Gründe siehe Punkt 5.
8. Gebt euch gegenseitig Raum und Zeit für kleine Auszeiten vom Baby. So süß und toll die kleinen Menschlein auch sind, ab und an braucht man dann doch mal ein paar Minuten für sich allein. Mir haben beispielsweise eine knappe halbe Stunde ungestörtes Schwimmen, während der mein Mann mit Baby in der Ferienwohnung blieb, sowie die abendlichen Sport- und Yogasessions schon unglaublich gut getan und reichten völlig aus, um meine Mami-Batterien wieder aufzuladen.
9. Nehmt euch eine Babytrage mit, die ihr super schnell an und ausziehen könnt. Für Städtetrips (mit kleinen Stopps in Cafés und Restaurants) Gold Wert!
10. Stellt euch darauf ein, dass der Urlaub ein wenig anders verlaufen wird als früher, um dann überrascht zu sein, wie entspannt und schön doch am Ende alles ist 🙂
Ich kann allen Bald-Mamis und Papis nur ans Herz legen, sich zu trauen, wegzufahren oder zu fliegen. Zu oft tun wir Dinge nicht, aus Angst, dass es nicht gut werden könnte und verpassen so zuweilen das Leben. Nicht die Angst sollte uns leiten sondern der Glaube daran, dass das Leben es gut mit uns meint. Einfach machen – es könnte ja schön werden!