Am Ende einer Yogastunde ist das sich gegenseitige Verneigen, mit vor der Brust gefalteten Händen, ein häufig praktiziertes Ritual. Doch die wenigsten wissen, was die dabei gesprochene Grußformel „Namasté“ eigentlich bedeutet. Namasté kommt aus dem Sanskrit (नमस् ते). Nàma heißt übersetzt „Verbeugung“ und asté „zu dir“, also „Verbeugung zu dir.“ Während des Aussprechens der Grußformel wird das Anjali-Mudra eingenommen. Dabei werden die Handinnenflächen aneinander gelegt, die Daumen an das Brustbein gedrückt und der Kopf leicht geneigt. Eine noch respektvollere Ehrbeziehung wird ausgedrückt, indem die zusammengelegten Hände zum Kopf geführt und die Zeigefinger an den Punkt zwischen den Augenbrauen geführt werden. Dort liegt im spirituellem Sinne das Dritte Auge, auch Stirnchakra genannt. In Indien wird meist die Grußformel gar nicht laut ausgesprochen, sondern nur das Mudra eingenommen. Im spirituellen Sinne bedeutet Namasté „Ich verneige mich vor dem Göttlichen in dir und dem Göttlichen in mir.“. Wenn ich meinen Yogateilnehmern und Teilnehmerinnen diese Übersetzung liefere, ernte ich häufig verunsicherte Blicke. Ich nehme an, dass diese Verunsicherung auf einer Voreingenommenheit beruht, dass Gott immer mit Religiösität zusammen hängt. Dabei können Menschen aller und auch keiner Regionen die Grußworte Namasté sprechen und das Mudra formen. Mit dem Göttlichen ist kein bestimmter Gott, sondern eher das Universum gemeint, das sich in jedem von uns, in jedem Tier und in jeder Pflanze dieser Welt befindet. Einer Überlieferung zufolge soll Mahatma Gandhi auf die Frage von Albert Einstein, was er denn mit dem Gruß Namasté ausdrücken wolle, geantwortet haben: „Ich ehre den Platz in dir, in dem das gesamte Universum wohnt. Ich ehre den Platz des Lichts, der Liebe, der Wahrheit, des Friedens und der Weisheit in dir. Ich ehre den Platz in dir, wo, wenn du dort bist und auch ich dort bin, wir beide eins sind.“. Ich finde dies ist eine wundervolle Erklärung. In diesem Sinne, Namasté!