Die Ausübung des Yogalehrer Berufes und eine vegane Lebensweise scheinen ein übliches Klischee zu sein. Zumindest höre ich oft „Ja natürlich bist du vegan, das ist ja typisch Yogalehrer!“. Doch aus welchem Grund sind Yoga und vegan scheinbar so untrennbar miteinander verbunden? Die Antwort liegt in dem Sanskrit Wort Ahimsa. Es bedeutet Gewaltlosigkeit und ist eines der wichtigsten Prinzipien im Buddhismus und in den klassischen Yogaschriften. Es untersagt die Ausübung von Gewalt in jeglicher Form. Befolgt man es nicht, wirkt sich die negative Tat auf das eigene Karma aus. Im Prinzip tut man sich also selbst etwas Gutes, Yogalehrer oder nicht, wenn man keine Gewalt ausübt oder andere sie, quasi im Auftrag, ausüben lässt. Doch genau das tun tagtäglich all jene, die tierische Produkte konsumieren. Sie bezahlen an der Supermarktkasse dafür, dass andere Menschen Tiere quälen und töten, damit sie Milch und deren Produkte, Eier und Fleisch konsumieren können. Ja, auch eine vegetarische Lebensweise befreit nicht von der grausamen Schuld. Denn Milchkühe leiden nicht nur darunter, dass sie in engen Boxen eingepfercht tagtäglich weit mehr Liter Muttermilch abgesapft bekommen, als sie natürlicherweise produzieren würden. Damit eine Mutterkuh überhaupt Milch produziert, muss sie ein Kind geboren haben. Dieses wird ihr kurz nach der Geburt entrissen. Die Mutterkühe aber auch die kleinen Kälbchen schreien und weinen oft tagelang nach dieser gewaltsamen Trennung. Männliche Kälber werden oft wenige Wochen nach ihrer Geburt qualvoll getötet, da sie für die Milchproduktion nicht taugen. Oder man lässt sie elendig verdursten. Denn die Aufzuchtkosten überwiegen oft den Einnahmen für Ihr Fleisch. Es lohnt sich schlichtweg nicht, sie zu füttern und später zu schlachten. Und wenn sie es doch so weit schaffen, ist der Prozess oft eine so grausame Prozedur, wie sie sonst nur in Horrorfilmen inszeniert wird. Bei vielen der Tiere wirkt die Betäubung durch das Bolzenschussgerät nicht richtig, sodass sie bei vollem Bewusstsein ausbluten oder bei klaren Verstand miterleben, wie sie ihre Vorderhufe abgeschnitten bekommen. Mit jedem Tropfen Milch und dem noch so winzigen Stück Käse, das man erwirbt, unterstützt man diese Machenschaften, für die ich leider kein ausreichend schlimmes Adjektiv finde, dass die Grausamkeit auch nur annähernd in Worte fassen würde.
Dass männliche Küken bei lebendigen Leib geschreddert werden, ist inzwischen allgemein bekannt. Legehennen bekommen auf barbarische Weise ihre Schnäbel abgeschnitten. Dies geschieht nur, weil wir Menschen der Meinung sind, nicht ohne tierische Proteine in Form von menstruellen Ausscheidungsprodukten von Hühnern überleben zu können.
Um Ahimsa annähernd gerecht zu werden, reicht es also nicht aus, vegetarisch zu leben. Man muss schon konsequent zum Grasfresser mutieren. Glücklicherweise etabliert sich in den letzten Jahren die, von vielen als fanatisch abgetane, vegane Ernährungsweise mehr und mehr in unserer Gesellschaft. Erst heute habe ich im Fokus Online einen Artikel gelesen der lautete „Wir erleben gerade den Beginn des Untergangs der Fleischindustrie“. Offenbar sind es gar nicht mehr nur die auf Erleuchtung hoffenden Yogis, die Ahimsa leben, sondern ganz normale Menschen, wie du und ich. Solche, die Fast Food mögen und im Supermarkt um die Ecke einkaufen gehen. Die Ausrede, dass vegan viel zu kompliziert sei, kann niemand mehr bringen. Mc Donalds bietet seit dieser Woche einen veganen Burger an, Burger King will nachziehen, in fast jeden stinknormalen Supermarkt finden sich mittlerweile vegane Ersatzprodukte für Wurst und Käse, Schokolade sowie Fleisch und Milchersatzprodukte gibt es bereits seit Jahren sogar bei Aldi, Lidl und Co. Ahimsa zu leben ist also weniger eine Frage des Könnens, als eine des Willens.
Es heißt wir begegnen am Ende unseres Lebens allen Geschöpfen, denen wir direkt oder indirekt Leid angetan haben, noch einmal auf der Schwelle zum Jenseits. Wie vielen gequälten und getöteten Lebewesen bist du im Stande auf deinem letzten Weg in die Augen zu blicken?